Wie auch schon erzählt, ist meine Freundin derzeit im Krankenhaus. Sie hat die Mandeln entfernt bekommen.
Irgendwie ist komischerweise in den Köpfen der meisten Leute verankert, dass das ein Spaziergang und nur ein kleiner, problemloser Eingriff ist. Vielleicht, weil früher die Mandeln vor allem bei Kindern sehr oft entfernt wurden. Heutzutage denkt man aber offensichtlich anders darüber und die Mandeln werden eigentlich nur entfernt, wenn es wirklich Sinn macht / nötig ist, zumindest bei Erwachsenen.
Außerdem mag das mit dem kleinen Eingriff ja auch stimmen. Für die OP selbst. Die ist nach ca. einer halben Stunde erledigt. Trotzdem meistens unter Vollnarkose und somit Zitat aus der Standpauke der Krankenschwester:
"keine leichte OP, sondern eine mittelschwere" . Außerdem ist die Zeit danach für den Patienten scheinbar die Hölle. Wenn man mal kurz nach "Mandel OP" googlet, findet man unzählige Berichte über höllische Schmerzen, Probleme beim Essen usw.
Außerdem absolute Schonung und keine Anstrengung. Nichts was den Kreislauf in Schwung bringt, was das Blut in den Kopf steigen lässt oder ähnliches. Zum Beispiel auch mind. 5 Tage lang nicht duschen / Haare waschen.
Ok, da muss man im Zweifel durch, jeder hat ein anderes Schmerzempfinden und mit Schmerzmitteln soll es wohl auszuhalten sein.
Und generell habe ich eigentlich ein sehr gutes Vertrauen in unsere Ärzte und denke immer "die machen das täglich und werden schon wissen was sie tun".
Was ich aber sehr problematisch finde und dieses Vertrauen immer wieder erschüttert, ist dass auch im Krankenhaus jeder was anderes erzählt...
Da hieß es am Tag vor der OP noch, sie dürfe danach sofort wieder aufstehen (sobald der Kreislauf von der Narkose fit ist), essen, trinken, sprechen (sofern es die Schmerzen zulassen). Am nächsten Tag gibt es dann einen Rüffel von der Schwester, sie solle doch nicht soviel sprechen.
Da kommt der Pfleger am Mittag nach der OP (gegen 11 Uhr erst wieder aus dem Aufwachraum auf Station, um 12 Uhr Mittagessen) mit dem Essen rein (natürlich das "Standard-Zugangs-Menü", also nicht püriert o.ä.) und meint, sie solle doch essen. Zum Glück hat sie es nicht getan, denn die Schwester sagte später, sie durfte auch noch gar nicht essen.
Da heißt es am Tag nach der OP, sie dürfe
kurz nach draußen an die frische Luft. Wenn man sich dann bei der Schwester mit den Worten "wir sind mal
kurz draußen" abmeldet, bekommt man zu hören "sie dürfen aber auch ruhig
länger draußen bleiben".
Um nur mal 3 Beispiele zu nennen.
Dann weitere zumindest für mich als nicht-medizinischen-normal-sterblichen unverständliche Dinge, wie z.B. dass es drei mal am Tag Schmerzmittel gibt. Jeweils zu den Mahlzeiten, damit das Essen einigermaßen klappt. Somit also um 8, 12 und 18 Uhr. Tagsüber ist man somit wohl auch recht gut zugedröhnt und es ist erträglich. Dort sind aber jeweils auch nur 4-6 Stunden zwischen der Einnahme. Über nacht bekommt man dann aber nichts mehr und soll plötzlich 10 Stunden ohne Schmerzmittel auskommen. Dass das nicht klappen kann, ist doch irgendwie klar, oder?
Und wenn man dann nachts von der Nachtschwester noch Schmerzmittel verlangt, darf diese nicht noch einmal den gleichen Wirkstoff (in Zäpfchenform) geben und kommt mit einer Daumennagel-großen Tablette an. Herzlichen Glückwunsch, wenn man sonst schon nur püriertes, ganz weiches Essen zu sich nehmen darf, schlucken weh tut und dann ja die Schmerzmittel schon nachgelassen haben und man eh schon tierische Schmerzen hat.
Vor allem ist das dort eine Hals-Nasen-Ohren-Klinik, die sich mit sowas ja eigentlich auskennen müssten, weil es tägliches Geschäft ist. Da sollte doch eigentlich bekannt sein, dass man nach einer Mandel-OP nicht umbedingt dicke Tabletten schlucken kann. Und es gibt definitiv Alternativen in Pulver- oder Tropfenform.
Genauso wie mit dem Essen... da läuft sogar jemand mit PDA rum und nimmt die Bestellungen auf. Also alles voll digital und computergestützt. Sogar ein "Herzlichen Glückwunsch" stand automatisch auf dem Essenszettel. Ist es da nicht möglich zu vermerken, dass der Patient an dem Tag operiert wurde und daher gar nicht essen darf?
Von der "Aufklärung" zum Aufenthalt will ich mal gar nicht erst anfangen. Zum Beispiel wie man von innen die Toilette verriegelt (geht scheinbar elektrisch, was meine Freundin erst nicht gefunden hat). Oder dass man das Telefon (mit dem auch der Fernseher gesteuert wird) von der Wandhalterung auch an diesem üblichen Beistellschrank befestigen kann, was das Durchzappen / Umschalten deutlich einfacher macht.
Dass man sich die Toilette mit 2 Zimmern und damit 6 Personen teilen muss, liegt wohl nunmal an den nicht mehr ganz aktuellen baulichen Gegebenheiten.
Aber was beschwere ich mich... man ist ja nicht im Urlaub dort. Und dass es eine HNO-Klinik ist, wo fast jeder Patient schon am Tag der OP wieder aufstehen und laufen kann und darf, ist wohl mit ein Grund dafür, warum alles etwas "lockerer" abläuft.
Und immerhin sind die Krankenschwestern eigentlich durchweg sehr nett und freundlich.
Und ok, es geht meiner Freundin den Umständen entsprechend gut und ich weiß, dass sie das auch durchsteht. Aber schön ist es wirklich nicht. Und aufgrund der oben genannten Punkte, zumindest für mich auch etwas unverständlich und anstrengend. Denn ich mache mir ja schon ein wenig Gedanken und Sorgen und möchte natürlich nicht, dass es ihr schlecht geht.
Sie hat es ja aber bald überstanden und darf dann zumindest schonmal wieder nach Hause. Und laut Aussage der Schwester ist erfahrungsgemäß der dritte Tag nach der OP der schlimmste. Den hat sie dann ja überstanden und dann geht es hoffentlich bergauf.
Ich wünsche Dir gute Besserung und alles Gute mein Schatz!